Die Unsitte sogenannter „Spaziergänge“ hat nun auch Delmenhorst ergriffen und dem Vernehmen nach inzwischen sogar Ganderkesee. Am Montag, dem 03. Januar sollen es gar 500 Teilnehmer gewesen sein, die ohne Mindestabstand und Maske gegen die augenblicklichen Anti-Corona-Maßnahmen protestieren. Sicherlich alles anerkannte Fachleute, Mediziner, Virologen, die uns mit wenigen Worten und kurzen Parolen via Facebook oder anderen Medien gerne die Welt erklären möchten. So wie es Wochenende für Wochenende zig-tausende von Fußballfachleuten am Fernseher besser wissen als die Trainer an Spielfeldrand.
Ihnen gegenüber standen ca. 120 maskierte und auf den Mindestabstand achtende Gegendemonstranten, die einzeln sicherlich auch so manche Kritik an manchen der Maßnahmen haben, diese aber den Interessen der Allgemeinheit unterordnen. Es ist sicherlich absolut unstrittig dass man über die verschiedenen Maßnahmen der Pandemiebekämpfung durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann. Und auch darf! Das ist legitim und auch Grundlage jeder Demokratie. Denn gerade in der Wissenschaft gibt es nicht die eine alles erklärende und endgültige Meinung oder Wahrheit. Sie ist immer im Fluss, sie schafft Wissen das manchmal täglich neu bewertet wird, sich manchmal sogar selbst in Frage stellt. Ein „Basta“ ist da nicht die Lösung! Genauso unstrittig ist in einer Demokratie das hohe Gut Demonstrationsrecht. Und das Recht auf die eigne freie Meinung. Jeder Mensch kann wann, wann und wo immer er auch will seine Meinung kundtun, absonderlich wie manchmal den Anderen auch erscheinen mag. Sogar im Hinblick auf den gesellschaftlichen Konsens, den in Frage zu stellen jederzeit möglich ist.
Gerade wir Sozialdemokraten wissen das aus den Erfahrungen der Bewegung aus der unsere Partei entstanden ist! Auch die FFF-Bewegung ist aus der spontanen (und sicherlich unangemeldeten) Aktion eines einzelnen Mädchens entstanden! Fraglich wird das Ganze erst dann, wenn sich die Demonstranten wie im Falle der „Spaziergänger“ gezielt zu Regelverstößen verabreden. Dann ist diese Aktion nämlich keine spontane Meinungsäußerung mehr! Wenn sie sich hinter den Parolen von Esoterikern, Reichsbürgern und alten und / oder neuen Nazis versammeln und sich von denen instrumentalisieren lassen. Wenn sich Demonstranten unbedarft (?) vor deren Karren spannen lassen, deren Worte und Parolen übernehmen. Einer Minderheit, die sich gerne selber zitiert, die eine persönliche Freiheit für sich beansprucht ohne Rücksicht auf die persönliche Freiheit Anderer. Die in ihrer Blase sitzt und nicht in der Lage ist, über den Tellerrand zu blicken, obwohl dieser nun wirklich nicht hoch ist. Die aber eigentlich doch ganz andere Ziele verfolgt!
Fraglich wird das Ganze auch dann, wenn immer wieder die Behauptung einer angeblichen Corona-Diktatur erhoben wird. In einer Diktatur, da sollten sich die Teilnehmer der „Spaziergänge“ sicher sein, wäre ihre Aktion nicht möglich. Ihrer Meinung würde nicht nur widersprochen werden, sie würde verboten und verfolgt werden. Mit allen Konsequenzen, vielleicht sogar für Leib und Leben. In einer Diktatur, siehe Wuhan, wäre die betroffene Stadt hermetisch abgeriegelt worden, ohne Rücksicht auf ihre Bewohner. Falschbehauptungen, Fakenews werden nicht dadurch zur Wahrheit, wenn man sie nur oft genug wiederholt, obwohl ein ehemaliger amerikanischer Präsident dieses gerade versucht.
Von daher unterstützt die SPD Ganderkesee die Menschen, die bereit sind, sich auch an diesem Montag wieder diesen Verschwörungsanhängern, Coronaleugnern, Schwurblern mit den Mitteln einer Demokratie entgegen zu stellen, um ihnen klar zu machen: Ihr seid nicht die Mehrheit für die ihr euch in eurer Verblendung haltet.