SPD Hatten zur Änderung der Schuleinzugsgebiete – eine Stellungnahme

Die Tagesordnung des Schul-, Bildungs- und Kulturausschusses am 20. April sah emotionale Themen vor: eine eventuelle Änderung von Schuleinzugsgebieten und den Grundschulstandort Streekermoor. So schwierig die Behandlung emotionaler Themen ist, so erfreulich war die sehr rege Beteiligung von Interessierten und betroffenen Eltern im Ratssaal sowie in der Live-Übertragung. Doch final geklärt ist immer noch nicht, welche Grundschulen einige einzuschulende Kinder in unserer Gemeinde besuchen werden. In der Diskussion um eine mögliche Änderung der Schuleinzugsgebiete trug Ratsfrau Derya Yildirim die Stellungnahme der SPD-Fraktion vor.

Zur einer möglichen Änderung führt Derya Yildirim aus:

„Wir alle in diesem Raum hätten uns gewünscht, über diesen Tagesordnungspunkt gar nicht erst sprechen zu müssen. Ratsarbeit erfordert jedoch neben schönen, konsensfähigen Entscheidungen – wie etwa einem Schulneubau – auch die Behandlung unbequemer Themen. Für alle Beteiligten handelt es sich heute um ein unbequemes, aber für die Zukunft unserer Kinder wichtiges Thema.

Veränderungen von Schuleinzugsgebieten bringen verständlicherweise viel Unmut mit sich. Sie greifen in die Lebensplanung ein, was etwa die Wohnortauswahl betrifft, wenn sie nach dem Schulangebot ausgerichtet worden ist. Es wird schwierig nachzuvollziehen, warum Schulwege durch eine Änderung vielleicht doch länger werden, obwohl die Devise gilt: „Kurze Beine – kurze Wege“. Freundschaften aus dem Kindergarten finden sich womöglich nicht in einem Klassenraum wieder. All diese Sorgen nehmen wir wahr und ernst.

Als Ratsmitglieder sind wir verpflichtet, Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen für die gesamte Gemeinde zu treffen. Für den Rat und die Verwaltung bedeutet diese Sitzungsvorlage, einen Spagat zu schaffen zwischen einer Grundschule in Sandkrug bzw. Streekermoor, die aufgrund zu hoher Schüler:innenzahlen überlaufen wird, und einer Grundschule in Kirchhatten, die seit geraumer Zeit mit rückgängigen Schüler:innenzahlen zu kämpfen hat. An beiden Standorten leidet darunter die Schulqualität – auf der einen Seite aufgrund zu voller Klassen, auf der anderen Seite aufgrund von Verkürzungen von Stellen für etwa Konrektor:innen. Das können und wollen wir als Schulträger so nicht hinnehmen. 

Seit etwa 10 Jahren beschäftigt sich der Gemeinderat nachweislich um den Erhalt und die Selbständigkeit des Grundschulstandorts Streekermoor. Viele Gelder sind bereits in den Ausbau der Grundschule Sandkrug mit dem Standort Streekermoor und in Klageverfahren oder externe Gutachten investiert worden – immer mit dem Willen, beide Standorte zu behalten. Und wieder stehen wir an einem Punkt, an dem schulrechtlich eine Sackgasse erreicht worden ist.

Heute haben wir politisch nur zwei Möglichkeiten. Erstens: Das Gremium entscheidet, dass wir die Schuleinzugsgebiete nach den Vorschlägen in der Sitzungsvorlage ändern. Damit führten wir eine kontrollierte Änderung durch, die nicht nur Nachteile für unsere Kinder birgt. Wenn Gründe für den Erhalt vom Schulstandort Streekermoor angeführt werden, dann lautet es häufig: kleine Schule, kleine Klassen. Den Fall haben wir aktuell in Kirchhatten auch. Außerdem muss leider das Argument, dass Kindergartenfreundschaften auseinandergerissen werden, etwas entkräftet werden: Aus eigenen Erfahrungen wissen wir, dass Kinder aus der gleichen Kindergartengruppe nicht zwangsläufig in einer Klasse oder manchmal sogar an einer Schule zusammenfinden. Was längere Fahrtzeiten zur Schule betrifft, müssen wir uns eingestehen, dass wir eben auf dem Land leben. Natürlich wären uns kürzere Wege zu Bildungseinrichtungen viel lieber; auf diesen Luxus müssen Kinder auf dem Land aber leider verzichten, wie wir an Kindern aus Munderloh, Schmede, Tweelbäke, Dingstede oder Sandhatten sehen. Diese Kinder zeigen uns eigentlich schon eindrucksvoll, wie gut Kinder diese Wege meistern können – und wie trotzdem Freundschaften erhalten bleiben.

Als zweite Möglichkeit entscheidet das Gremium heute, dass den Vorschlägen zur Änderung der Einzugsgebiete nicht entsprochen wird. Da wir rechtlich gezwungen sind zu handeln, ergeben sich folgende Möglichkeiten: Erstens: Die Einzugsgebiete werden von der Landesschulbehörde gelost verändert; zweitens: In Sandkrug werden Container für 4 Jahre aufgestellt. Dass die Auslosung von Einzugsgebieten absolut keine Möglichkeit für uns darstellt, brauche ich nicht weiter erläutern. Was jedoch die Container betrifft, möchte ich außerhalb der baurechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte als angehende Lehrerin mit Lehr- und Lernerfahrungen in Containern betonen: Diese Alternative tragen wir erst recht nicht mit.

Im Fokus dieser Debatte sollte immer die Frage bleiben, wie wir die Schulqualität für unsere Kinder und unser Lehrpersonal steigern können. Darauf gibt es für uns nur eine Antwort: Eine etwas längere Fahrtzeit hinnehmen, um guten Unterricht in ordentlichen Räumlichkeiten bieten zu können. 

Liebe Eltern, diese Entscheidungen fallen uns auch nicht leicht. Wir haben aber mit unserem Mandat den Auftrag, eine vertretbare Lösung für die gesamte Gemeinde zu finden. Als Lösungsvorschlag schließen wir uns entsprechend dem Beschlussvorschlag des Bürgermeisters an.“

Mit einer Mehrheit ist im Fachausschuss die Beschlussempfehlung ausgesprochen worden, die Schuleinzugsgebiete wie folgt zu ändern: 19 Schüler:innen aus Hatterwüsting I und II besuchen zu Beginn ihres ersten Schuljahrs (2023/2024) die Grundschule Kirchhatten; die Schuleinzugsgebiete Sandkrug und Streekermoor werden nicht mehr getrennt, sondern zusammen als ein Einzugsgebiet betrachtet. Die Verteilung der neu einzuschulenden Schüler:innen wird durch die Schulleitungen geregelt und den Eltern zeitnah vor den Sommerferien mitgeteilt. Über diese Beschlussempfehlung wird der Rat der Gemeinde Hatten am 11. Mai ab 17 Uhr im Ratssaal entscheiden.

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